Künstlerische Jahresplanung: Zwischen Struktur und kreativer Freiheit
Folgendes Szenario: Es ist Januar und plötzlich wollen alle Menschen joggen gehen, Meditation machen und endlich dieses Instrument lernen, das seit drei Jahren verstaubt im Keller liegt. Die Fitnessstudios sind voll, die Yogakurse ausgebucht und die Instagram-Feeds voller "New Year, New Me"-Posts. Du kennst es - wir alle kennen es 😅
Zwei Wochen später sieht die Welt schon anders aus: Die nagelneue Yoga-Matte ist zum Katzenkörbchen umfunktioniert, die Jogginghose wird nur noch für Netflix-Marathons genutzt und das Instrument... naja, die Katze findet den Karton auch sehr gemütlich.
Aber heute sprechen wir über etwas anderes als diese klassischen Vorsätze, die schneller verschwinden als Plätzchen in der Weihnachtszeit, yammi!
Es geht darum, wie wir als Künstler:innen unser Jahr so gestalten können, dass wir wachsen – ohne uns selbst zu überfordern.
Brauchen wir überhaupt Planung und Ziele als Künstler?
Kunst entsteht doch aus dem Moment, aus der Inspiration und dem Flow heraus. Warum zur Hölle sollte man das mit einer starren Planung in eine Form quetschen wollen, die die Kreativität einengt und erdrückt?
Oder?
Ja und nein. Während harte Ziele wie "Ich werde jeden Tag drei Stunden malen" meist zum Scheitern verurteilt sind, können uns sanfte Kreativ-Ziele helfen, unseren künstlerischen Weg zu finden.
Uns bewusst also auch zu reflektieren und klarzumachen, ob und wie man sich weiterentwickeln möchte, öffnet neue Perspektiven und Richtungen, die wir “im Flow” selten wahrnehmen.
Vielleicht spürst du schon lange, du möchtest mal einen neuen Stil ausprobieren, oder du weißt noch immer nicht, wie du deine Bilder verkaufen sollst. Oder du überlegst, deine Kunst zu digitalisieren.
All diese kleinen Funken und Ideen-Splitter könnten in deine kreative Jahresplanung fließen und konkret angegangen werden.
Eine Planung ist sowas wie der Rahmen, den du mit deinen kreativen Projekten bemalen kannst wie du willst.
Bestandsaufnahme – Wo stehst du gerade?
Bevor du überhaupt planst, ist es hilfreich, einmal ehrlich hinzuschauen, wo du gerade eigentlich stehst – ganz ohne Bewertung.
Nimm dir ein paar ruhige Minuten und stell dir Fragen wie:
Was lief dieses Jahr so richtig gut? Was nicht?
Wann warst du das letzte Mal richtig im Flow?
Welche Projekte oder Themen haben dich dieses Jahr besonders erfüllt?
Wo hast du dich vielleicht ein bisschen verloren oder blockiert gefühlt?
Welche Materialien, Formate oder Stile hast du lieben gelernt – und welche dürfen vielleicht gehen?
Gibt es Dinge, die du dir schon lange wünschst, aber bisher immer aufgeschoben hast?
Diese ehrliche Standortbestimmung ist wie das Säubern deiner Leinwand vor einem neuen Bild: Du machst Platz für Neues und siehst klarer, was bleiben darf und was sich verändern darf.
Und du darfst (sollst!!) deine Erfolge feiern! Oft vergessen wir das total oder sehen es als selbstverständlich an. Ist es aber nicht! Ganz und gar nicht! Klopf dir auf die Schulter, sei dein Cheerleader und sei einfach mal stolz auf dich ❤️
Idee: Du könntest auch ein Kreativ-Journal anlegen, in dem du jedes Jahr (oder Quartal, oder Monat) deine Bestandsaufnahme notierst. So erkennst du mit der Zeit Muster – was dich nährt, was dich blockiert, und wie du dich weiterentwickelst.
Säulen für deine kreative Jahresplanung
Man kann so viel oder so wenig wie nötig planen. Mir persönlich hilft es seeeeeehr stark, konkrete Ideen und Ziele für mein Jahr zu machen. Manchmal setze ich sie sogar um 😂 Ja nein, also wirklich! Es hilft, sehr sehr doll seine wilde, impulsive Kreativität mal in Bahnen zu lenken und so etwas zielgerichteter zu arbeiten. Zumal zur Planung ja auch eine gewisse Bestandsaufnahme gehört. Dazu später mehr.
Okay, im Groben gibt es fünf Bereiche oder Säulen, die man sich angucken kann:
1. Die kreative Routine
Zeit und kreative Routinen zu halten ist für uns Kreative eigentlich essenziell, aber nicht immer ist es möglich sie hoch zu priorisieren. Job, Kind, Verantwortung. Dann kippt das Malen an letzte Stelle, was dann irgendwie auch stresst, weil man will ja eigentlich mehr malen.
Wenn du da steckst, könnte man das so planen:
Statt dir vorzunehmen "jeden Tag zu malen", schaffe kleine, realistische Zeitfenster. Vielleicht ist es der Sonntagmorgen mit einer Tasse Kaffee und deinem Skizzenbuch. Oder du nutzt die Zeit in der U-Bahn für kleine Zeichnungen.
Die besten Routinen sind die, die sich natürlich in deinen Alltag einfügen.
2. Projekte und Wachstum
Welche Projekte möchtest du angehen? Wohin möchtest du dich entwickeln? Denk an dein künstlerisches Jahr wie an einen Garten. Was möchtest du pflanzen? Vielleicht:
Eine neue Technik pro Quartal erkunden
Ein Skizzenbuch mit Naturstudien füllen
Endlich diesen einen Kunstkurs besuchen
Einen Newsletter (Instagram/Pinterest/YouTube-Kanal) starten
Die Möglichkeiten sind ja unendlich, sich daher auf bestimmte Projekte auszurichten, kann helfen sich nicht selbst in den ganzen Möglichkeiten zu verlieren und völlig zu verzetteln. Für diejenigen, die aus ihrer Kunst auch ein kleines Business machen wollen, ist das umso wichtiger, genau zu schauen, wo die Reise hingehen soll.
3. Community und Austausch
Kunst entsteht nicht nur im luftleeren Raum. Auch wenn wir als Kreative oft eher introvertiert sind und das Alleine-sein lieben, der Austausch und Input von anderen Künstlern ist wie Sternenstaub für die Seele. Wenn du mal von deiner Kunst leben möchtest, ist es wichtig nach draußen zu gehen. Gesehen zu werden. Sich Auszutauschen. Netzwerke und Austausch helfen deinem Wachstum, deiner Kreativität und deiner Seele stark zu werden.
Plane z.B. Zeit ein für:
Treffen mit anderen Künstler:innen
Online-Austausch in kreativen Communities
Besuche von Ausstellungen, Kunstmärkte und Workshops
4. Regeneration und Inspiration
Auch Brachzeiten gehören zum künstlerischen Prozess (und zum Leben). Manchmal muss man sie aber bewusst einplanen, wenn man zum Typ Duracell-Häschen gehört :D Langeweile ist der größte Motor für neue Ideen. Unser Gehirn geht in den Ruhe-Modus, lässt Anspannung im Geist (und Körper) los und wir öffnen uns ein bisschen für… Inspiration ☺️
Plane bewusst Phasen ein, in denen du:
Neue Inspiration sammelst
Deine bisherigen Arbeiten reflektierst
Einfach mal nichts "Produktives" tust
5. Die Sache mit dem Geld - Finanzen als Künstler
Ja, auch als Künstler:in darfst du über Geld nachdenken! Auch wenn es meist als Hobby beginnt, sollten wir (zumindest versuchen) unsere Ausgaben und Einnahmen im Blick zu behalten.
Wenn du vielleicht schon Kunst oder andere Angebote verkaufst, hilft es sehr, wenn du dir finanzielle Ziele setzt, wie viel du z.B. mit deinen ersten Verkäufen umsetzen möchtest. Denn wenn wir erstmal eine konkrete Zahl im Kopf haben, sind wir viel motivierter und zielstrebiger es auch wirklich zu schaffen. Man kommt auf mehr und bessere Ideen, wenn wir wissen, welches Ziel es zu erreichen gilt.
Setze dir realistische finanzielle Ziele:
Ein monatliches Budget für Materialien
Erste kleine Verkäufe oder Aufträge
Workshop-Einnahmen
Fazit: Flexibel planen
Die beste Jahresplanung ist die, die sich mit dir und deiner Kunst entwickeln kann. Überprüfe vierteljährlich, was funktioniert und was nicht. Passe an, was angepasst werden muss. Und vor allem: Feiere deine kleinen und großen Erfolge!
Denn anders als der Vorsatz "Ab morgen stehe ich jeden Tag um 5 Uhr auf und male drei Stunden" – übrigens, wer denkt sich sowas aus? – können gut gesetzte Ziele wie ein Kompass durch dein künstlerisches Jahr führen.
Also, schnapp dir einen Tee, dein Lieblingsnotizbuch und lass uns gemeinsam träumen und planen. Denn manchmal braucht es nur eine grobe Richtung, um wunderschöne neue Wege zu entdecken.
Zeit für Innenschau und Neuausrichtung: Die Raunächte
Jedes Jahr nehme ich mir in den Raunächten bewusst Zeit, um das Alte zu verabschieden und mich auf das Neue auszurichten.
Diese magische Zwischenzeit zwischen den Jahren ist für mich wie ein stilles Atelier im Herzen – fern vom Alltagstrubel, voller Fragen, Farben und Licht.
Daraus ist mein Raunächte-Retreat entstanden: ein E-Mail-Retreat mit Meditationen, kreativen Aufgaben und kleinen Impulsen zur Innenschau.
Wenn du Lust hast, dein neues Jahr mit Ruhe, Tiefe und Kreativität zu beginnen,
👉 kannst du dich hier dafür anmelden.
Oder lies meinen Artikel über die Raunächte für Künstler, um mehr über die Idee dahinter zu erfahren. 🌙
Lass uns gemeinsam träumen und planen. Denn manchmal braucht es nur eine grobe Richtung, um wunderschöne neue Wege zu entdecken.☺️
Zum Abschluss – von Künstlerin zu Künstlerin
Ich glaube, künstlerische Jahresplanung ist kein Excel-Projekt, sondern eher ein liebevoller Dialog mit uns selbst, der uns hilf unsere überbordende Kreativität sanft zu lenken.
Wir dürfen groß träumen und trotzdem milde mit uns bleiben, wenn das Leben dazwischenfunkt.
Ich selbst mache meine Planung übrigens nie in einem Rutsch, sondern in kleinen, gemütlichen Etappen – meistens mit Tee, Kerze, Räucherwerk und Lieblingsmusik. Und oft passe ich sie immer wieder an. Ziele und Pläne ändern sich. Das ist okay. ☺️
Wenn du magst, erzähl mir in den Kommentaren, was du dir für dein kreatives Jahr wünschst oder welche Themen dich gerade beschäftigen. Vielleicht entsteht daraus sogar ein gemeinsames Ritual für die kommenden Monate. 🌿✨